Wolltet
ihr eigentlich schon immer Ärztin / Arzt werden?
Ida: Das stand für mich fest seit ich 16 bin. Meine Eltern arbeiten
beide in der Marsberger LWL Klinik als Pflegende, mein Onkel ist Hausarzt. Ich
finde es ist einfach ein schönes Gefühl, wenn man etwas für andere Menschen
getan hat. Außerdem ist Medizin sehr vielseitig: Neben dem direkten
Patientenkontakt steht die Forschung, durch den wissenschaftlichen Fortschritt
ergeben sich ständig neue Entwicklungsmöglichkeiten im Laufe des Berufslebens.
Plan B wäre ein Mathestudium auf Lehramt gewesen, aber zum Glück hat es ja sofort
geklappt mit NC und Studienplatz. Im Übrigen bin ich der Meinung, dass man
nicht ausschließlich auf den NC schauen sollte. An der Uni Essen durchläuft man
ein Bewerbungsgespräch, in dem die sozialen Kompetenzen abgeklopft werden.
Christoph: Schon während meiner Schulzeit haben mich die
naturwissenschaftlichen Fächer am meisten interessiert. Durch meine
Diabetes-Erkrankung wuchs dann mehr und mehr das Interesse an der Medizin.
Direkt im Anschluss an das Abitur hat es leider nicht mit einem Studienplatz
geklappt. Im darauffolgenden Jahr hat es dann mithilfe des Medizinertests zum begehrten
Studienplatz gereicht. In der Zwischenzeit habe ich eine Ausbildung zum
Rettungsassistenten begonnen, welche ich dann aufgrund der Studienplatzzusage
nicht beenden konnte.
Klinik oder Praxis? Wo seht Ihr Euer
zukünftiges Wirkungsfeld?
Ida: Ich kann
mir schon sehr gut vorstellen, mich als Hausärztin in Marsberg niederzulassen.
Als Wahlfach habe ich mir die Allgemeinmedizin ausgesucht. Später einmal Beruf
und Familie unter einen Hut zu bringen, ist mir wichtig. Im Klinikalltag mit
den Schicht- und Wochenenddiensten wäre das eher schwierig. Ich liebe es, zu
mikroskopieren und strukturiert zu arbeiten. Daher wäre die Pathologie auch
durchaus eine Option, über die ich ernsthaft nachdenke. Ohne die genaue
Tumorstadienbestimmung der Pathologen wäre keine passgenaue Krebstherapie
möglich. Das ist ein spannendes Feld, was sich stetig weiterentwickelt.
Christoph: Ich könnte mir ebenfalls vorstellen, mich als
Hausarzt in meiner Heimatregion niederzulassen. Gerade im ländlichen Raum
stehen wir ja vor großen Herausforderungen in der ärztlichen Versorgung, sodass
sicherlich spannende und neue Aufgaben in diesem Bereich auf uns zukünftige
junge Ärzte zukommen. Allerdings schließe ich auch eine berufliche Zukunft im
Krankenhaus nicht aus.
Das
Brüderkrankenhaus St. Josef Paderborn ist ja Lehrkrankenhaus der Georg-August Universität Göttingen. Ihr habt
beide an anderen Unis studiert.
Wie seid ihr auf das Brüderkrankenhaus
aufmerksam geworden und was hat euch motiviert, hier das PJ zu absolvieren?
Ida: Ich habe 2011 kurz vor dem Abi ein freiwilliges
Praktikum in der Chirurgie des St.-Marien-Hosptitals bei Dr. Beyer und Dr. Bucher gemacht, 2015
bin ich dann als Famulantin wiedergekommen und zwei Jahre konnte ich dann die
Hämatologie im Brüderkrankenhaus St. Josef kennenlernen. Ich mochte die familiäre Atmosphäre in beiden
Häusern von Anfang an, alle grüßen sich, man fühlt sich einfach wohl.
Christoph: Bereits zu Beginn meines Studiums habe ich ein
Pflegepraktikum im BKP absolviert und stets gut Erfahrungen gemacht, sodass ich
im weiteren Verlauf meines Studiums auch auf der Kardiologie im BKP famuliert
habe. Die Entscheidung mein PJ ebenfalls hier zu beginnen, lag daher nah. Die
sehr guten Erfahrungsberichte im PJ-Ranking gaben dann den letzten Ausschlag.
Wie
war das Ankommen in unserer Dienstgemeinschaft?
Ida: Der Einstieg lief super, ich fühlte mich gleich gut
aufgenommen. Man hatte sofort einen Schlüssel, ein Telefon und einen
MCC-Zugang. Lieben Dank an dieser Stelle an Frau Meier-Tepper. Frau Dr. Diller
hat sich gleich dafür eingesetzt, dass ich mit in den OP komme. Leserechte im
MCC für die Saalplanung wären noch von Vorteil, damit man frühzeitig weiß, wann
es losgeht.
Der Montagsunterricht gemeinsam mit dem Vincenz ist eine
super Vorbereitung für die mündliche Prüfung, die jetzt bald ansteht. Ich mag
besonders die Fallbeispiele und den interaktiven Unterricht zur
Differentialdiagnostik bei Prof. Greve.
Christoph: Das kann ich nur unterstreichen. Auch ich fühlte
mich hier von Anfang an gut in die Gemeinschaft aufgenommen, alle haben mich
freundlich begrüßt und sich ehrlich über zusätzliche Unterstützung gefreut. An
Unikliniken habe ich da durchaus andere Erfahrungen gemacht. Einige Pflegende
hier kenne ich auch noch aus meiner Schulzeit, sodass es interessante
Wiedersehen gab.
Darf
man als PJler eigentlich viel selber machen oder läuft man eher mit?
Ida: Auf den chirurgischen Stationen ist man im Dienstplan
eingeteilt, ich durfte nähen und knoten. In der Inneren habe ich schon viele
Sonographien gemacht, so gewinnt man Sicherheit und sieht die Fortschritte. Auch
in der ZNA konnte ich Erstuntersuchungen durchführen und dann mit den Ärzten
nachbesprechen.
Christoph: In der Chirurgie besteht der Großteil der Arbeit
aus der Assistenz im OP. Wenn einem der OP allerdings nicht liegt, hat man auch
die Möglichkeit, z.B. in der chirurgischen Ambulanz, Patienten zu untersuchen.
In den chirurgischen Visiten "eigene" Patienten vorzustellen, ist eine weitere
Lernmethode.
Welchen
Eindruck habt ihr insgesamt vom Krankenhaus? Habt Ihr Verbesserungsvorschläge?
Ida: Insgesamt fühle ich mich sehr gut integriert. Man darf
eigene Ideen einbringen. Es gibt aber schon auch "Wohlfühlabteilungen", wo es
sich als PJler besonders gut leben lässt. Die Thoraxchirurgie und die Gastroenterologie
sind super strukturiert. Man weiß, was man am Tag zu tun hat und die Stimmung
ist klasse.
Christoph: Absolut. Auf den verschiedenen Stationen wird man
schnell in den Stationsalltag eingeführt und darf nach Anleitung viele Dinge
selbstständig erledigen. Alle Kollegen sind stets sehr engagiert, uns Studenten
etwas beizubringen und viel Wissen mitzuteilen. Bei interessanten Befunden im
OP oder z.B. in der Endoskopie wurden wir häufig dazu gerufen und uns die
erhobenen Befunde erläutert.
Ausbaufähig ist sicherlich noch die EDV. Viele
Untersuchungen müssen noch per Formular angemeldet werden. Auch bei der
Erstellung von Arztbriefen, welche einen großen Teil der täglichen Arbeit
umfasst, könnten neuere Programme den Arbeitsaufwand deutlich verringern und
mehr Zeit für die Arbeit am Patienten schaffen.
Ida: Stimmt, versuch mal ein handgeschriebenes Konsil zu
lesen! Was die Rahmenbedingungen für uns PJler angeht, so ist das Brüderkrankenhaus
gut aufgestellt. Es gibt Häuser, da werden die Krankheitstage vom Urlaub
abgezogen, den braucht man aber zum Lernen für die Prüfungen. Im Brüderkrankenhaus habe ich
so etwas nicht erlebt. Außerdem haben die PJler einen Ausweis für gratis Essen
im Ambiente, inklusive Kaffee und Kuchen. Das sind genau die Dinge, nach denen
die Studenten uns auch auf der PJ-Messe in Göttingen gefragt haben. Ich war
dort sozusagen als Botschafterin zusammen mit dem PJ Beauftragten Chefarzt Dr.
Meyer und den Kollegen aus dem Vincenz.
Christoph: Ich erlebe es auch so, dass man im BKP vieles auf
unkompliziertem Weg möglich macht. Für einige Samstagsdienste habe ich ohne
großen Aufwand ein Zimmer im Wohnheim bekommen. Insgesamt sind wir PJler eine
gute Gemeinschaft. In der Mittagspause verabreden wir uns häufig zum
gemeinsamen Essen und auch außerhalb der Zeit im Krankenhaus haben wir zusammen
mit den PJlern aus dem Vincenz-Krankenhaus etwas unternommen. Fazit: Empfehlenswert!